Im Trockenbau und im Innenausbau geht der Trend immer stärker zu Wänden mit einem glatten Finish. Dabei ist eine ebenmäßige Wand entscheidend vom Ergebnis der Spachtelarbeiten abhängig, die vor dem Anstrich oder dem Tapezieren erfolgen. Doch wie glatt ist glatt und welche Qualitätsstufen lassen sich unterscheiden? Ab welcher Qualitätsstufe eignet sich ein Spachtelergebnis für eine ästhetisch glatte Wand?
Spachtelarbeiten dienen im Trockenbau dem Verschließen der Fugen zwischen den Gipskartonplatten. Dabei gibt es seit Beginn der 2000er eine spezielle DIN-Norm für die Verarbeitung von Gipsplatten, die auch die Qualitätsstufen der Spachtelung festlegt. Die jeweils nötige Qualität lässt sich anhand der zu verrichtenden Arbeiten und des gewünschten Ergebnisses ermitteln.
Die Qualitätsstufen für Spachtelarbeiten: wesentlich im modernen Trockenbau
Bei fein strukturierten Wandbeschichtungen sind andere Ebenheitsgrade notwendig, als bei Spachtelungen, die dem Verlegen von Fliesen dienen. Denn dabei verschwinden die gespachtelten Bereiche unter den Fliesen. Genauso sind bei der Verspachtelung einer ersten Schicht aus Trockenbauplatten die Spachtelergebnisse einer geringeren Güteklasse ausreichend, als bei der Verspachtelung auf der zweiten, äußeren Schicht.
Als feste Bezugsgrößen sind die Qualitätsstufen vor allem im professionellen Handwerksbereich von Bedeutung, da hier meist vertraglich vereinbart wird, welche Qualitätsstufe der Auftraggeber wünscht. Hier kommt dann auch die gesetzliche Relevanz der in der DIN-Norm 18180[1] festgelegten Qualitätsstufen zum Tragen.
Doch auch Privatleute, die sich Handwerker für den Innenausbau ins Haus holen, profitieren von einer genaueren Kenntnis der Qualitätsstufen bei Spachtelarbeiten. Wird in Verträgen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer allerdings keine besondere Qualität vereinbart, so gelten die Grundsätze der Standardverspachtelung, die im Folgenden noch genauer beschrieben werden soll.
Letztlich herrscht auch abseits der DIN-Vorschriften und von vertraglichen Vereinbarungen heute immer mehr der Wunsch nach glatten, matten und stark beanspruchbaren Flächen.
Die Qualitätsstufen kurz und bündig erklärt
Qualitätsstufe 1: Technische Verspachtelungen ohne optische Ansprüche
Anwendung bei: Verspachtelung der ersten Plattenlage, Verspachtelung unter Fliesen
Diese Stufe ist für Bereiche geeignet, an die keine optischen Anforderungen gestellt werden. Damit können Flächen gemeint sein, die im Wohnraum nicht sichtbar sein werden, oder von anderen Baumaterialien überdeckt sind. Qualitätsstufe 1 bezieht sich z.B. auf das „Verstecken“ der Fugen und Befestigungsmaterialien wie z.B. Trockenbauschrauben durch Spachtelmasse.
Ergebnis: Schrauben und Fugen sind verdeckt, oder es wurde ein ordentlicher Untergrund für das Verlegen von Fliesen geschaffen. Riefen und Grate durch Werkzeuganwendung dürfen noch zu sehen sein.
Qualitätsstufe 2: Standardverspachtelung
Anwendung bei: herkömmlichen mittel bis grob strukturierten Tapeten, weißer Wandfarbe, Putzen ab 1 mm Korngröße.
Die zweite Stufe umfasst die schon beschriebene Grundverspachtelung sowie ein Finish im Nachgang. Hierbei müssen Fugen, Schrauben, Ecken und Anschlüsse im Sinne eines stufenlosen Übergangs zur Gipskartonoberfläche ausgeglichen werden. Im Bedarfsfall werden zwei Spachtelgänge mit Zwischenschliff angewendet. Für große Oberflächen eignen sich zum Beispiel Trockenbauschleifer.
Ergebnis: Es entsteht eine glatte Wand. Schrauben und Fugen sind nicht mehr zu sehen, der Übergangsbereich der Trockenbauplatten ist stufenlos ausgeglichen. Streiflicht kann Abzeichnungen sichtbar machen.
Qualitätsstufe 3: Erhöhte Anforderungen
Anwendung bei: matten Wandfarben, feinkörnigen Oberputzen unter 1 mm Korngröße
Diese Klasse betrifft Sonderverspachtelungen für höhere Anforderungen an Wand und Oberfläche. Hier ist ein breiteres Ausspachteln der Fugen und scharfes Abziehen der Oberfläche zum Verschluss verbleibender Poren notwendig. So werden Übergänge im Fugenbereich vollständig beseitigt und die Saugfähigkeit der Oberfläche für die Endbeschichtung (Wandfarbe, Putz) vereinheitlicht. Um einen so anspruchsvollen Auftrag zu ermöglichen sind beispielsweise sprühbare Spachtelmassen ideal. Ein Schliff vor dem Finish sollte ebenfalls Teil des Vorgangs sein. Hierfür eignet sich Schleifpapier für Trockenbauschleifer.
Ergebnis: Sogar kleine Unebenheiten verschwinden, bzw. sind auch im Streiflicht nicht mehr sichtbar.
Qualitätsstufe 4: Vollflächenverspachtelung
Anwendung bei: Marmorputz, Glätt-Techniken, Metall- und Vinyltapeten, Lasuren
Diese Art der Verspachtelung ist für höchste Anforderungen an die Wandoberfläche geeignet. Hierbei wird die gesamte Wand mit Spachtelmasse in ca. 1-3 mm Schichtdicke überzogen. Dabei müssen unbedingt die bei den Spachtelmassen vorgeschriebenen Trockenzeiten eingehalten werden. Bei dieser Stufe sind beim Spachteln sogar die im Raum herrschenden Lichtverhältnisse zu beachten. Denn sie bestimmen, welche Übergänge später zu sehen sein werden. Auch hier ist Sprühspachtel zu bevorzugen. Ein Schliff im Nachgang ist ebenfalls vonnöten.
Ergebnis: Auch reflektierende und glänzende Wandbeläge zeigen ein perfekt glattes Finish ohne Unebenheiten.
Eine ordnungsgemäße Grundierung ist wichtig für die glatte Wand:
Durch den Auftrag von Sperrgrund wird ein gleichmäßiges Saugverhalten der z.B. Gipskartonwände erreicht. Andernfalls entstehen beim Anstrich fleckige Ergebnisse, die die optische Wirkung der hochwertigen Verspachtelung beeinträchtigen könnten.
Auch ein zweiter Farbanstrich schafft dann keine Abhilfe, denn das Saugverhalten kann danach nicht mehr ausgeglichen werden. Vielmehr wird das fleckige Resultat durch Unregelmäßigkeiten im Anstrich wie zum Beispiel Rollstrukturen und Streifigkeit sogar noch „schlimmer“. Daher sollte die verspachtelte und getrocknete Wand vor dem Anstrich mit einem geeigneten Tiefengrund behandelt werden, der zudem viele weiße Farbpigmente enthält.


Zusatztipp fürs Streichen: Anforderungen an die Wandfarbe
Durch die textile Struktur der Farbrolle können beim Streichen plastische Effekte auf der Wand entstehen. Auch Streifigkeit kann bei manchen weniger hochwertigen Wandfarben ein ungewolltes Resultat sein. Daher sind bei der Auswahl stumpfmatte Wandfarben zu bevorzugen, die glatt verlaufen, nicht aufbrennen und streifenfrei auftrocknen. Diese würden zum Beispiel die Anforderungen der Qualitätsstufen 2 ideal unterstützen. Auch auf die Verwendung qualitativ hochwertiger Farbroller ist zu achten.
Fazit zu den Qualitätsstufen bei Spachtelarbeiten
Wer eigenständig im Heimwerkerbereich Trockenbauwände erstellt, wird vielleicht die Vorgaben der Qualitätsstufen nach DIN 18180-[1] nicht strengstens einhalten und intuitiv zur Qualitätsstufe 2 gelangen. Dennoch sind die Qualitätsstufen gerade bei Vorhaben, die besonders glatte, tapetenlose Wände zum Ziel haben, eine ausgezeichnete Orientierungshilfe und dienen auch der Qualitätssicherung und Ergebniskontrolle bei der Arbeit mit Auftragnehmern.
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